Die Burschenschaft

Aufnahme und Lebensbund

  • Wie und wieso man Burschenschafter wird

Die Mitgliederzahl der 24 in Österreich bestehenden deutschen akademischen Burschenschaften schwankt je Burschenschaft (die gängige Abkürzung für Burschenschaft lautet B!, für die Mehrzahl B!B!) zwischen 60 und 150, wobei im Durchschnitt eine B! rund 80 Mitglieder hat. „Deutsch“ ist hier so zu verstehen wie „Kroatisch“ oder „Slowenisch“ in entsprechenden Vereinen im Burgenland oder in Kärnten. Die Staatsangehörigkeit ist bedeutungslos. Die B! geht davon aus, dass die überwiegende Mehrzahl der österreichischen Staatsbürger der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaften angehört. Daraus Anschlusswünsche ableiten zu wollen, ist angesichts der europäischen Einigungsbestrebungen geradezu lächerlich. Nicht minder lächerlich ist der Versuch diverser „antifaschistischer Organisationen“, daraus eine rechtsextreme Gesinnung abzuleiten.Burschenschafterdenkmal Eisenach

Ein tragender Grundsatz der B! ist das Lebensbundprinzip. Demnach währt die Mitgliedschaft in einer B! grundsätzlich ein Leben lang. Austritte aus eigenem Antrieb sind selten. Allenfalls kommt es zu Ausschlüssen durch Mehrheitsentscheidung der berufenen Gremien, wenn eine weitere Mitgliedschaft des Betreffenden für die B! nicht mehr tragbar erscheint. In diesem Fall steht das Wohlergehen und Ansehen der B! als Gesamtheit im Vordergrund.

Das generationenübergreifende Miteinander von Bundesbrüdern unterschiedlicher Altersgruppen und verschiedener Berufe in einer B! ist gelebte Verständigung zwischen den Generationen und Berufsgruppen zu beiderseitigem Nutzen. Die jüngeren Bundesbrüder lernen aus der Lebenserfahrung der Älteren, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Für die älteren Bundesbrüder ist die Unbekümmertheit der Jugend ein wichtiger Ausgleich, um eine Erstarrung in eingefahrenen Denkmustern zu vermeiden. Die B! sorgt für die bleibende Verbundenheit ihrer Akademiker zur Stammuniversität.

Die Burschenschaft ist bestrebt, ihren Mitgliedern, vor allem den jüngeren, ergänzend zur fachlichen Ausbildung des Studiums eine gediegene Allgemeinbildung zukommen zu lassen.
Dies umso mehr, da in den letzten Jahrzehnten umfassende Bildung im Sinne eines Studiums generale von den Universitäten mehr und mehr vernachlässigt wurde. Hier versucht die Burschenschaft, auch abseits des Zeitgeistes und jenseits von „political correctness“, einen akademischen Ausgleich zu schaffen.
Es ist ein Anliegen der Burschenschaften, den Studenten Einblick in eine Korporation zu gewähren, um ihnen die Möglichkeit zu schaffen, sich selbst frei von Vorurteilen ein Bild vom Wesen akademischer Verbindungen zu machen. Zu diesem Zwecke veranstalten Burschenschaften neben öffentlich bekannt gemachten Vortragsabenden auf den Universitäten auch allgemein zugängliche, zwanglose Feste, bei denen dem interessierten und offenen Studenten so manches Vorurteil aus dem Wege geräumt werden kann.

Die Mensur – ein studentisches Kulturgut

Kein Bereich des burschenschaftlichen Lebens wird von Unwissenden derart verzerrt und falsch dargestellt wie das studentische Fechten. Vom Aufschlitzritual, Salz und Pferdehaar in den Wunden, am Sessel angebundenen Studenten, denen sadistische Kollegen Schnitte im Gesicht zufügen und ähnlichen Schauermärchen ist hier immer wieder zu hören und zu lesen. Mit der Wirklichkeit haben derartige Geschichten freilich nichts gemein.
Das Mensurfechten wird seit Generationen mit nahezu unveränderten Regeln von allen schlagenden Korporationen als studentisches Kulturgut erhalten. Im übrigen ist der Ausdruck schlagende Burschenschaft ein Pleonasmus, da in Österreich von sämtlichen B!B! Mensuren gefochten werden.
Das studentische Fechten ist bis ins Detail reglementiert im Paukbrauch (Fechtkomment – dieser umfasst über 100 Paragraphen), wobei jede Hochschulstadt ihren eigenen Paukbrauch hat, die einzelnen Regelwerke jedoch nur unwesentlich voneinander abweichen.
Die Mensur ist ein wesentlicher und sinnvoller Bestandteil des Lebens jeder B!. Über den Zweck Mitläufer auszusieben hinaus, ist sie Mittel zu körperlicher Ertüchtigung. Sie schult den Charakter eines jungen Mannes, der Leistungen unter extremen Bedingungen zu erbringen hat. Dabei wird ihm aufgezeigt, wie unerlässlich es ist, sich auf wichtige Ereignisse gewissenhaft vorzubereiten. Der streng reglementierte Ablauf der Mensur zwingt den Paukanten, auch in schwierigen Situationen ein Höchstmaß an Ritterlichkeit und Selbstdisziplin zu wahren. All dies macht die Mensur zu einem geeigneten Mittel der Selbsterfahrung.
Die Tatsache, dass Mensuren auf die Farben („im Namen“) der eigenen B! gefochten werden, stärkt darüber hinaus das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Bundesbrüdern. Das gemeinsame Erlebnis, den Bundesbruder genau in jener, mitunter schwierigen Situation begleiten zu können, in der man auch selbst mehrmals stand, um ihm dabei jene Unterstützung zuteil werden zu lassen, die man selbst einmal benötigte, ist der eigentliche Schlüssel, der jeden Generationsunterschied, jeden Unterschied des Standes überwindet.

Ehre – Freiheit – Vaterland

  • Kernbegriffe des politischen Selbstverständnisses der Burschenschaft

Die Entstehung der Burschenschaften beginnt in der Spätphase der Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich.
Aus der aktiven Teilnahme der Studentenschaft an der militärischen Befreiung erwuchs ihr das Bewusstsein, dass auch für die Gestaltung einer neuen staatlichen Ordnung nach dem Kriege die tätige Mitwirkung der akademischen Jugend notwendig sei. So bildete sich die Burschenschaft als ein, auf das politische Handeln hin ausgerichteter, Zusammenschluss deutscher Studenten.
Diese nach wie vor gültige Ausrichtung der Burschenschaft auf das Politische versteht sich nicht als Verpflichtung an eine spezifische und verbindliche Ideologie oder Partei; ebenso wenig jedoch handelt es sich um eine nur allgemeine Orientierung auf den Bereich des Politischen.
Burschenschaftliches Politikverständnis wird deutlich anhand dreier Grundforderungen, die maßgeblich für das weltanschauliche Denken und das aus ihm schöpfende Handeln sein sollten. Es sind die Begriffe „Ehre – Freiheit – Vaterland“.

Ehre

Im burschenschaftlichen Denken stellt der Begriff der Ehre den zentralen Wert für die Grundlagen des gesellschaftlichen Miteinanders dar. Ehre bezeichnet dabei die einem Anderen von vornherein entgegengebrachte Achtung bzw. das grundsätzliche Ansehen einer jedweden Person.
Ehrerweisungen durch Mitmenschen und das eigene Ehrgefühl verursachen beim Einzelnen die Verpflichtung zu einem wertorientierten Leben in allen Bereichen des menschlichen Daseins. Das Bewusstsein der eigenen Ehre und ein mit diesem in Einklang stehendes Handeln bedeutet zudem für das Individuum die Erkenntnis des eigenen, in sich ruhenden Wertes.
Die Burschenschaft erachtet die Bedeutung der Ehre für den Zusammenhalt in Volk und Gemeinschaft als maßgeblich.

Freiheit

Freiheit im allgemeinen lässt sich beschreiben, als die Abwesenheit äußerer Zwänge und Bindungen. Daraus ergibt sich für den Einzelnen die Freiheit als ein Naturrecht, welches es dem Willen ermöglicht, in Wort oder Tat Niederschlag zu finden; begrenzt nur dort, wo die Freiheitsrechte eines anderen beginnen.
Ferner ist der Begriff der Freiheit nicht nur anzuwenden auf Einzelpersonen, sondern betrifft in gleichem Maße gesellschaftliche Zusammenschlüsse bis hin zu Nationen und Staaten.
Das burschenschaftliche Freiheitsverständnis geht nun über die genannten Gesichtspunkte des Freiheitsbegriffes hinaus, wobei die angesprochenen Kennzeichen lediglich als die Grundlagen gelten, aus denen sich Freiheit entwickeln kann. Das Fehlen von Zwängen allein ist noch keine Freiheit; wirkliche Freiheit erwächst erst aus der tätigen Umsetzung der dadurch gegebenen Möglichkeiten, also in aktiven Handeln. Somit beinhaltet der burschenschaftliche Freiheitsbegriff auch eine Verpflichtung, nämlich die zu einem von verantwortlichem und verantwortungsbewussten politischen Handeln geprägten Leben.

Vaterland

Die Erfahrungswelt zeigt, dass ein wertorientiertes gesellschaftliches Leben sich dort am nachhaltigsten in die Tat umsetzen lässt, wo bereits eine grundlegende Bindung der Gesellschaftsmitglieder durch gemeinsame Sprache, Geschichte, Kultur und Herkunft vorhanden ist. Insbesondere das Freiheitsideal lässt sich nur innerhalb des politischen Organisationsmodells der Nation verwirklichen. Dieser enge Bezug von Freiheitsideal und Vaterlandsbegriff ist grundlegend für das burschenschaftliche Denken.
Unter Kulturnation ist eine Lebens- und Schicksalsgemeinschaft von Menschen mit dem Bewusstsein gleicher politisch-kultureller Vergangenheit bzw. Herkunft zu verstehen. Abgelehnt wurde dagegen der westlich, d.h. französische und später auch der angloamerikanische Entwurf einer Willensnation, in die der Einzelnen nach Belieben ein- bzw. wieder austreten kann. Diese begrifflichen Grundlagen bildeten den Ausgangspunkt für die Entwicklungsgeschichte der burschenschaftlichen Auffassung des Vaterlandsbegriffs.
Die Burschenschaft bekennt sich zur deutschen Geschichte und Kulturnation und tritt ein für die Förderung des Nationalbewusstseins und die Bewahrung der Eigenständigkeit und Erneuerung der deutschen Kultur.

Weitere Informationen über Burschenschaften und burschenschaftliches Leben sind auf der Netzseite  https://arge-stmk.at/die-burschenschaft/ sowie im FREILICH Sonderheft Deutsche Burschenschaft https://freilich-medien.buchkatalog.at/ zu finden.